Hall of Fame: Ottmar Walter

Über 300 Tore für "seinen" FCK

Über 300 Tore für "seinen" FCK


Am 06. März 1924 wurde Ottmar Walter in Kaiserslautern geboren. Damals konnte noch niemand ahnen, dass er und sein knapp vier Jahre älterer Bruder Fritz einmal Fußballgeschichte schreiben sollten und zum berühmtesten Fußball-Brüder-Paar zumindest ihrer Zeit werden würden - sowohl beim 1. FC Kaiserslautern als auch in der deutschen Nationalmannschaft.

Wie sein Bruder Fritz verbrachte Ottmar Walter quasi seine komplette Fußballerkarriere bei „seinem“ Verein, dem 1. FC Kaiserslautern. Er war ein spielender Mittelstürmer, der aber enorme Torgefahr ausstrahlte. So erzielte er in seinen 20 Länderspielen für die deutsche Nationalmannschaft zwischen 1950 bis 1955 immerhin 10 Treffer und in 321 Spielen für den FCK sagenhafte 336 Tore - so viele wie kein anderer in der Geschichte der Roten Teufel, die ihren Spitznamen übrigens auch in der „Walter-Ära“ erhielten. Dabei profitierte er natürlich von der genialen Spielkunst seines Bruders, war aber aufgrund seiner eigenständigen Persönlichkeit keineswegs von diesem abhängig.

Während des Krieges musste Ottmar, wie viele andere großartige Spieler seiner Zeit, seine eigentliche Karriere unterbrechen und schloss sich kurzfristig als Marinesoldat dem Cuxhavener SV an, mit dem er 1943 sogar einen Platz in der Gauliga, der damals höchsten deutschen Spielklasse, errang. In der Endrunde der deutschen Meisterschaft 1943 spielte er dann für Holstein Kiel, da er kurz zuvor eben nach Kiel versetzt worden war. Mit dem KSV Holstein erreichte er nach Siegen gegen Schalke 04 und Vienna Wien sogar den 3. Platz. Danach trug er im Kriegseinsatz eine Knieverletzung davon, setzte aber nach Kriegsende, inzwischen wieder zu Hause in der Pfalz, seine Karriere beim 1. FC Kaiserslautern fort.

Zusammen mit seinem Bruder Fritz begründeten sie dort sehr schnell die bald legendäre Walter-Elf, die zunächst den Südwesten Deutschlands fußballmäßig verzauberte und zweimal die französische Zonenmeisterschaft gewann. Überall, wo die Walter-Brüder mit dem FCK auftauchten, sorgten sie für Massenaufläufe und Zuschauerrekorde und waren bereits Superstars ihrer Zunft, lange bevor dieser Begriff überhaupt erst erfunden wurde.

Fast zwangsläufig errangen die Roten Teufel 1951, kurz nach Staatsgründung der Bundesrepublik Deutschland, ihren ersten deutschen Meistertitel durch einen 2:1-Sieg im Endspiel gegen Preußen Münster - beide Tore erzielte Ottmar Walter, der angeschlagen ins Spiel gegangen war, obwohl es damals noch keine Auswechslungen gab! 1953 wiederholte man dieses Kunststück durch einen Endspielsieg gegen den VFB Stuttgart. Die Walter-Elf hatte mittlerweile aufgrund ihres faszinierenden Offensivspiels zahllose Fans im ganzen Land gewonnen und so verwunderte es kaum mehr, dass fünf FCK-Spieler am sensationellen und legendären „Wunder von Bern“, also dem nicht für möglich gehaltenen Gewinn des Weltmeistertitels 1954 mit der deutschen Nationalmannschaft, beteiligt waren. Der damalige Bundestrainer Sepp Herberger stimmte Ottmar Walter mit den Worten: „Ottes, sie werden mich nicht enttäuschen“ auf das WM-Turnier ein und behielt damit recht. Mit vier Turniertreffern hatte Ottmar Walter maßgeblichen Anteil am Gewinn der Weltmeisterschaft.

Nachdem der FCK 1955 gegen Rot-Weiß Essen das Endspiel um die deutsche Meisterschaft dank der „Hilfe“ des Schiedsrichtergespanns verloren hatte, beendete Ottmar Walter seine Karriere in der Nationalmannschaft, da seine Kriegsverletzung ihm immer noch Probleme bescherte. Ein Jahr später musste er dann, im Alter von nur 32 Jahren, auch seine Laufbahn beim FCK beenden.

Im Leben „danach“ hatte Ottmar dann nicht immer so viel Glück und Erfolg wie sein Bruder.

Seine Tankstelle, die er eröffnet hatte, musste er nach einem Prozess mit einem Ölkonzern wieder schließen. Es folgten ein Autounfall und gesundheitliche Probleme, die zum Teil Nachwirkungen seiner Kriegsverletzung waren. Als er völlig mit den Nerven am Ende war, unternahm er sogar einen Selbstmordversuch, der glücklicherweise scheiterte. Im Nachhinein sagte er dazu: „Das war eine Kurzschlußhandlung, die mir heute unverständlich ist“. Aber die Stadt Kaiserslautern vergaß ihren berühmten Sohn nicht und bot Ottmar Walter eine Stelle in der Verwaltung an. Bis zu seiner Frühpensionierung im Alter von 58 Jahren arbeitete er dort. Jahrelang betrieb er zudem noch mit seiner Frau, der er wie dem FCK ein Leben lang treu blieb, eine Lotto-Annahmestelle.

Zusammen mit dem „Jungspund“ aus der 54er Mannschaft, Horst Eckel, ist Ottmar Walter noch heute oft auf dem Betzenberg zu sehen. Er ist der älteste noch lebende 54er-Weltmeister und freute sich auch sehr darüber, dass die Weltmeisterschaft 2006 in seiner Heimatstadt Station machte.

Heißt das Stadion oben auf dem Betzenberg schon seit langem Fritz-Walter-Stadion, so wurde der Eingang zur Nordtribüne anläßlich des 80. Geburtstages von Ottmar Walter in „Ottmar-Walter-Tor“ umbenannt. Im gleichen Jahr erhielt Ottmar Walter auch das Bundesverdienstkreuz und den Ehrenschild des Deutschen Fußball-Bundes, und auch die FCK-Fans ehrten „Ottes“ mit einer großen Choreographie in der Westkurve.

Ottmar Walter - einer der ganz großen seiner Zeit und des deutschen Fußballs insgesamt. Hätte es den zweiten Weltkrieg und in der Folge den internationalen Länderspielboykott gegen Deutschland bis 1950 nicht gegeben, hätten er und sein Bruder fraglos noch viele weitere Länderspiele bestreiten können. Dennoch dürfen nicht nur die FCK-Fans mit Stolz auf die Karriere und das Wirken auch des „kleineren“ der Walter-Brüder zurück blicken.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

Kommentare 40 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken