Hall of Game: IFK Göteborg - FCK 2:1 n.V. (1981/82)

Um ein Haar ins europäische Finale eingezogen

Um ein Haar ins europäische Finale eingezogen


Nur wenige Wochen nach dem grandiosen 5:0 des 1. FC Kaiserslautern gegen Real Madrid im UEFA-Cup-Viertelfinale stand im April 1982 das Halbfinale gegen den IFK Göteborg auf dem Programm. Im Hinspiel trennte man sich 1:1 auf dem Betzenberg, was noch nicht weiter dramatisch zu sein schien, da Göteborg zu jener Zeit unter seinem aufstrebenden Trainer Sven-Göran Eriksson als eine der besten Auswärtsmannschaften Europas galt, die zu Hause aber ihre Probleme hatte. So machten sich zwei Wochen später rund 1.500 FCK-Anhänger auf den weiten Weg nach Nordeuropa - ins altehrwürdige Ullevi-Stadion von Göteborg, wo knapp 51.000 Zuschauer für ein ausverkauftes Haus sorgten.

Vor den Stadiontoren gab es ein bis dahin nie gesehenes Phänomen, nämlich das der randalierenden Rentner. Tatsächlich prügelten mehrere schwedische Rentner mit ihren Stöcken wahllos auf die auf ihren Einlaß wartenden FCK-Fans ein. Erst nach einigen Minuten beendete die Polizei dieses absurde Schauspiel. Offenbar waren da bei einigen nicht vergessene Kriegserinnerungen hochgekommen, als sie die (im Übrigen absolut friedfertigen) deutschen Fußballfans sahen.

Die Mannschaft des FCK wurde in Göteborg hingegen sehr freundlich empfangen, was auch an Ronnie Hellström, dem populären schwedischen Nationalkeeper in Reihen der Roten Teufel gelegen haben dürfte. Die Männer von Trainer Kalli Feldkamp übernahmen sofort die Initiative in diesem so wichtigen Spiel und versuchten, in Führung zu gehen. Göteborg zog sich zurück und verteidigte mit Mann und Maus. Das war ihr damaliger Stil. Wenig attraktiv, aber überaus erfolgreich.

So mussten die FCK-Fans zu ihrem Entsetzen miterleben, wie die Schweden gegen den klar feldüberlegenen Gast in der 43. Minute durch Tommy Holmgren mit ihrer ersten Torchance überhaupt bei einem Konter im eigenen Stadion in Führung gingen. Auch das noch! Doch der FCK kam auch nach der Pause sehr dominant in diese Partie zurück. Immer wieder angetrieben vom unermüdlichen Hans-Peter Briegel und dem spielfreudigen Hannes Bongartz gelang nach 58 Minuten der hochverdiente Ausgleich. Der sehr lauffreudige Rainer Geye zeichnete mit einem trockenen, unhaltbaren Schuss aus gut 20 Metern Entfernung dafür verantwortlich. Nun stand es also pari nach beiden Spielen und jeder spürte, dass der nächste Treffer die Entscheidung über die Finalteilnahme bringen konnte. Der FCK versuchte weiterhin, diesen Treffer zu erzwingen, scheiterte jedoch immer wieder am schwedischen Abwehr-Bollwerk und musste nun seinerseits sehr auf die gefährlichen Konter der Skandinavier achten.

Schließlich ging es in die Verlängerung. Das Finale war aufgrund der gezeigten Leistungen für den FCK absolut noch möglich und wäre allemal verdient gewesen. In der Verlängerung wogte das Spiel hin und her. Beide Teams suchten nun die Entscheidung, als urplötzlich der damalige schwedische Superstar Torbjörn Nilsson zu Boden ging. Im Lautrer Strafraum. Offenbar aus Ermüdung. Der Schiedsrichter wird doch wohl nicht? Doch, der russische Referee Juschka pfiff tatsächlich Elfmeter für den IFK Göteborg. In der 102. Spielminute. Einfach nicht zu fassen. Kaum jemals zuvor hatte es eine solch verhängnisvolle Fehlentscheidung gegeben, aber er gab diesen Strafstoß tatsächlich.

Fredriksson lief an, Elfmetertöter Ronnie Hellström hatte die Hand am Ball, dieser war jedoch sehr scharf und platziert getreten und flutschte doch ins Netz. Ein kollektiver Jubelsturm fegte durchs Ullevi - heißblütig feierten die ansonsten eher zurückhaltenden einheimischen Fans das 2:1 für ihre Truppe. Trotz aller Anstrengungen und der Einwechslung des frischen Stürmers Axel Brummer für den ausgepumpten Beppo Hofeditz gelang dem FCK der Ausgleich nicht mehr. Ein mehr als tragisches Ende der bis dato besten internationalen Saison in der Vereinsgeschichte der Pfälzer. Großen Applaus gab es trotzdem vom mitgereisten Anhang, der anschließend seinen Frust über diese Geschehnisse in der Göteborger Altstadt und diversen Hotelbars ertränkte. Dass sich die Geschichte mit katastrophalen Elfmeter-Fehlentscheidungen gegen den FCK 19 Jahre später im nächsten UEFA-Cup-Halbfinale gegen Alaves wiederholen würde, hätte man in Göteborg indes noch nicht gedacht.

Trotz allem durfte man damals richtig stolz auf den FCK sein, die Roten Teufel hatten in jener Saison grandiose Spiele gezeigt. Etwa beim 4:1 gegen Lokeren, dem 4:0 gegen Spartak Moskau und natürlich dem legendären Sieg gegen Real Madrid - und sie verkauften sich auch in Göteborg prächtig. So kannte man den FCK: Wenn es am Ende schon nicht reichte, dann hatte man immer alles gegeben, und konnte trotzdem hoch erhobenen Hauptes nach Hause gehen. Und immerhin hatte man gegen den späteren UEFA-Cup-Sieger verloren, der den HSV in den Endspielen mit 1:0 zu Hause und 3:0 in Hamburg bezwang.

Diese Jungs hätten um ein Haar das erste und einzige Europapokalfinale in der bisherigen Vereinsgeschichte der Roten Teufel erreicht:

Hellström - W. Wolf, Briegel, Dusek, Brehme, Melzer, Geye, Bongartz, Eilenfeldt, Hofeditz (104. Brummer), F. Funkel (75. Eigendorf)
Trainer: Karlheinz Feldkamp

- Statistik zum Spiel IFK Göteborg - 1. FC Kaiserslautern 2:1 n.V. (1981/82)

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

Kommentare 28 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken