Zum 100. Geburtstag von Fritz Walter: Olaf Marschall (Teil 4/5)

"Fritz Walter wollte nie der Star sein"

"Fritz Walter wollte nie der Star sein"

Foto: Imago Images

FCK-Spieler aus vier Generationen erinnern sich an Fritz Walter: Olaf Marschall wurde mit dem 1. FC Kaiserslautern sensationell Deutscher Meister 1998. Dabei gab es auch ehrfürchtige Momente in der Mannschaftskabine.

"Meine Erinnerungen an Fritz Walter sind vielfältig. Natürlich war er für mich auch schon vor meiner Zeit beim FCK präsent: Jeder Mensch und erst recht jeder Fußballer kennt Fritz Walter, weiß, was er im Fußball als zweifacher Deutscher Meister, Weltmeister 1954 und Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft alles erreicht hat. Als ich 1994 aus Dresden nach Kaiserslautern kam, wurde dieses Verständnis aber noch deutlich intensiver und präsenter. Obwohl Fritz damals ja schon Mitte 70 und nicht mehr der fitteste war, war er bei unseren Spielen regelmäßig im Stadion, auf "seinem" Betze, der seit 1985 ja auch seinen Namen trägt. Dort hatte er immer den auf seinen Namen reservierten, gepolsterten Platz auf der Nordtribüne, der ja glaube ich bis heute existiert.

Fritz war aber niemand, der sich in die Öffentlichkeit gedrängt hätte und uns öffentlichkeitswirksam Tipps und Ratschläge gegeben hätte. Auch bei Niederlagen hat er nicht drauf gehauen, genauso wenig wie er nach Siegen oder Meisterschaften sich neben uns hätte ablichten lassen wollen. Viele ehemalige Profis schimpfen ja gerne auf die alten Vereine, wenn es mal nicht so läuft. Da war Fritz Walter ganz anders, so war Fritz nicht. Was ein paar Mal vorgekommen ist, war dass er zu uns in die Kabine kam. Das war für uns als Mannschaft dann ein ganz besonderer Moment, das hat jeder gespürt, das war niemand gleichgültig. Das blieb aber die Ausnahme, denn wie gesagt, ich glaube, dass sah er nicht als seine Aufgabe an. Er hat immer mit uns und seinem FCK mitgelitten, aber er hatte auch Vertrauen zu den handelnden Personen.

Fritz Walter hat - zusammen mit seinen Mannschaftskollegen von 1954 - bewiesen, zu was der Fußball in der Lage ist. Der Fußball und der WM-Titel haben Deutschland so kurz nach dem Krieg einen Auftrieb und ein "Wir-Gefühl" verliehen, was unglaublich war. So ähnlich haben wir das bei der WM 2006 ja wieder erlebt. Ohne Fritz wäre das undenkbar gewesen.

Obwohl er also so wahnsinnig viel erreicht hat, war er immer sehr zurückhaltend, bodenständig und manchmal hatte ich fast das Gefühl, es war ihm unangenehm, wenn er mal wieder geehrt oder zu viel Rummel um seine Person gemacht wurde. Er wollte nie wirklich der Star sein. Diese Eigenschaften wie Bodenständigkeit, Bescheidenheit, aber auch Wille, Kampf, Einsatz, alles für den anderen zu geben, die haben Fritz ausgezeichnet und die waren mir immer ein Vorbild. Leider sind sie in der heutigen Zeit sehr selten geworden."

Olaf Marschall (FCK-Spieler von 1994-2002, DFB-Pokal-Sieger 1996, Deutscher Meister 1998, Nationalspieler)

Im nächsten Teil, heute um 21:30 Uhr auf Der Betze brennt: Bundesliga-Profi Dominique Heintz erinnert sich an Fritz Walter.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Olaf Marschall

Weitere Links zum Thema:

- Teil 1/5 | Zum 100. Geburtstag von Fritz Walter: Auf den Erfinder von Kaiserslautern!
- Teil 2/5 | Gerhard Ahrens: "Der genialste Mensch, den ich je kennengelernt habe"
- Teil 3/5 | Hans-Peter Briegel: "Es gab Fritz-Walter-Sekt bis zu seinem Tod"
- Teil 4/5 | Olaf Marschall: "Fritz Walter wollte nie der Star sein"
- Teil 5/5 | Dominique Heintz: "Eine große Ehre, die ich nie vergessen werde"

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