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"Fehlentscheidung": Rafati beurteilt die Derby-Aufreger


Die Foulspiele von Rossipal, Höger, Seegert, Saghiri, Klingenburg, Tomiak, Pfanne und Bakalorz, die Platzverweise gegen Redondo, Senger und Boyd, die nicht gegebenen Elfmeter für Kaiserslautern, Köln und Wiesbaden und das 3:1 für Verl. Am 8. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de 15 Szenen genauer angeschaut.

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Szene 4: Für ein Foulspiel gegen Hamza Saghiri (Mannheim) sieht Kenny Prince Redondo (Kaiserslautern) glatt Rot. [TV-Bilder - ab Minute 1:00]

Babak Rafati: Im Mittelfeld kommt es zu einem Zweikampf zwischen Redondo und Saghiri. Der Mannheimer führt den Ball am Fuß Richtung Seitenlinie, dabei kommt Prince Redondo hinzu, macht einen Schritt zum Ball und Gegner und trifft dabei Saghiri im Fußbereich. Auch wenn der Treffer am Fuß weh tut, ist die Aktion dennoch unglücklich und natürlich mit einem Freistoßpfiff wegen Foulspiel zu ahnden – nicht mehr und nicht weniger. Es liegt überhaupt keine Überhärte, keine brutale Spielweise, keine Gefährdung der Gesundheit des Gegenspielers durch hohe Dynamik oder Intensität vor, um einige Kriterien für eine rote Karte zu nennen. Auffällig, dass der Schiedsrichter beim Pfiff die gleiche Körpersprache hat, die er auch bis zu diesem Zeitpunkt bei Ermahnungen anwendet.

Dass er sich plötzlich für eine rote Karte entscheidet, ist ein mögliches Indiz dafür, dass er sich womöglich durch die Spielerreaktion und das Verhalten auf den Bänken anstecken lässt und daher überreagiert. Überzeugung für eine rote Karte sieht anders aus. Der Schiedsrichter nimmt womöglich wahr, dass er ein Zeichen setzen muss, damit ihm das Spiel nicht entgleitet. Bedauerlicherweise passt aber die Strafe überhaupt nicht zum Vergehen. Noch nicht einmal die gelbe Karte wäre in dieser Szene angebracht. Eine Fehlentscheidung, diese rote Karte zu zeigen. Das sind sogenannte Schlüsselszenen im Spiel, die sich auch meistens im späteren Spielverlauf rächen. Anmerkung: Natürlich macht der Schiedsrichter einen klaren Fehler und ist im weiteren Spielverlauf nicht mehr Herr der Lage. Für die weitere Eskalation ist er aber nicht allein verantwortlich. Das Verhalten vom sportlichen Leiter von Mannheim, Jochen Kientz, bringt sicherlich zusätzlichen Zündstoff mit sich. Die rote Karte für dieses Verhalten ist dann nur folgerichtig.

Szene 5: Hamza Saghiri (Mannheim) tritt Kevin Kraus (Kaiserslautern) bei einem Kampf um den Ball auf den Knöchel, Heft belässt es bei Gelb. [TV-Bilder - ab Minute 53:30]

Babak Rafati: Saghiri legt sich den Ball im Mittelfeld zu weit vor, sodass sein Gegenspieler Kraus früher am Ball ist und das Spielgerät spielt. Saghiri sieht, dass er wohl nicht mehr an den Ball kommt, geht im vollen Lauf mit offener Sohle zu Werke, holt dabei sogar noch Schwung und trifft Kraus in die Füße/Wade. Das ist eine brutale Spielweise, die die Gesundheit des Gegenspielers gefährdet, sodass es nur die rote Karte geben kann. Eine Fehlentscheidung, diese nicht zu zeigen. Wenn man das Vergehen bei der vorigen roten Karte gegen Redondo hierzu vergleicht, liegt überhaupt keine einheitliche Regelanwendung der persönlichen Strafen mehr vor. Das Vergehen in dieser Szene von Saghiri an sich ist schon eine rote Karte. Zudem ist es für einen Schiedsrichter in der Fachsprache ein "Geschenk", diese rote Karte zu zeigen, um ein Gleichstand wieder herzustellen und mit 10 gegen 10 weiterzuspielen. Ein erfahrener Referee hätte sich diese Chance nicht nehmen lassen, um wieder Ruhe ins Spiel zu bringen. Hier hätten die Spieler alle erst einmal durchgeschnauft.

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Quelle und kompletter Text: liga3-online.de

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