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Gegner-Check: Alles Kopfsache? Da ist was dran

Gegner-Check: Alles Kopfsache? Da ist was dran


"Der Kopf entscheidet." Diese Losung fürs Saisonfinale hat Mike Wunderlich unlängst im DBB-Interview ausgegeben. Das gilt für den 1. FC Kaiserslautern im Derby gegen den 1. FC Saarbrücken besonders - in vielerlei Hinsicht.FCSFCS

"Smart" passt der FCS nur ungenau: So sehr das jetzt billiger Polemik zwischen unfreundlich gesinnten Nachbarn klingt - die Spieler des 1. FC Saarbrücken passen nicht sehr "smart". Oder sagen wir lieber: Wenn sie versuchen, "smart" zu passen, funktioniert das nur sehr ungenau. Was "smarte" Pässe für den Datenanbieter "Wyscout" sind, haben wir schon mal erklärt: "Kreative, durchdringende Zuspiele durch die gegnerischen Linien, die offensiv signifikante Vorteile verschaffen." Dem Datensammler zufolge versuchen sich die Saarbrücker zwar überdurchschnittlich oft an solchen Pässen - nur Magdeburg und Berlin wollen smarter sein -, erzielen dabei aber nur eine Genauigkeit von 31,6 Prozent - das ist Liga-Tiefstwert, kein Witz. Lautern rangiert in der unteren Tabellenhälfte, was die Anzahl smarter Versuche angeht, tut dies aber, nicht zuletzt dank Mike Wunderlich, mit einer Genauigkeit von 45,9 Prozent. Das ist der zweitbeste Wert der Liga hinter 1860 München.

Und noch eine Kopfsache: Der FCS hat sich bereits neun Treffer einschenken lassen, bei denen Gegenspieler den Ball mit dem Schädel über die Torlinie beförderten. Die Mannschaften, die auf diese Weise mehr Einschläge kassierten, stehen fast alle im Tabellenkeller: Würzburg, Berlin, Havelse, Verl. Die große Ausnahme: Ausgerechnet Tabellenführer Magdeburg, der sich schon zehn Mal nach Angriffen aus der Luft geschlagen geben musste. Der FCK dagegen hat diese Saison erst zwei Kopfballtreffer hinnehmen müssen. Das ist Liga-Tiefstwert. In der Offensive dagegen vergeben sich beide Teams nicht viel, wenn es darum geht, mit der Rübe zu netzen. Saarbrücken hat bereits neun Treffer per Kopf erzielt, Lautern zehn. Fazit: Beide Teams sind vorne ungefähr gleich kopfballstark, die Roten Teufel verteidigen hohe Bälle jedoch besser. Das könnte am Sonntag den Unterschied ausmachen.

FCK ist gefährlicher bei Ecken: Hinzu kommt, die Betze-Buben trafen schon neun Mal nach Ecken, die Jungs aus dem Ludwigspark nur fünf Mal. Dazu allerdings muss angemerkt werden, dass "Wyscout" in dieser Kategorie nur Einschläge zählt, die auf den ersten oder zweiten Kontakt nach einer Ecke erfolgen. Nicht gelistet werden Tore, wie sie etwa Daniel Hanslik gegen Viktoria Köln erzielte, nachdem Marlon Ritter eine Kopfball-Abwehr nach einer Zuck-Ecke direkt in den Strafraum zurückspielte. Unserer Meinung nach müssten auch diese als "Treffer nach Ecken" gewertet werden.

Nachbarn auch in mancher Statistik: Ansonsten gibt es einige Segmente in der Daten-Analyse, in denen die Regionalrivalen erstaunlich gleich dastehen. Etwa, was die Zahl der "Zweikämpfe und Dribblings" angeht, die sie im Spiel suchen. Da rangieren beide im Ligavergleich am Tabellenende. Was bei Saarbrücken ein wenig mehr erstaunt, weil sie stärker auf offensive Flügelspieler setzen, die normalerweise mehr als andere das Spiel Eins-gegen-Eins suchen. Auch was "Ballberührungen im Strafraum" angeht, marschieren die Nachbarn im Gleichklang. Da stehen sie im Liga-Vergleich auf den Rängen 7 und 8. Also nicht unbedingt da, wo man Top-Teams erwartet.

Was der FCS besser kann: Die Saarbrücker spielen nach Magdeburg und Köln die meisten Steilpässe in der 3. Liga. Und das mit einer Genauigkeit von 75 Prozent, da sind nur Magdeburg und Osnabrück besser. Die Lautrer erzielen in dieser Kategorie nur Werte unter "ferner liefen". Außerdem schlägt der FCS viele Flanken - da verzeichnet nur Zwickau einen höheren Wert. Zudem flanken die Saarbrücker mit einer Genauigkeit von 35,4 Prozent - da sind nur Zwickau und Dortmund II besser. Auch da ist der FCK nur unteres Mittelmaß.

FCS flankt viel und genau: Womit wir zwangsläufig beim Thema Flügelspiel wären. Was haben Magdeburg, Osnabrück, Freiburg II und Würzburg gemeinsam, obwohl dieses Klubs übers gesamte Tabellenbild verteilt sind? Sie haben allesamt starke Flügelspieler in ihren Reihen, und diese haben vergangenen Wochen die Lautrer Defensive zumindest phasenweise schlecht aussehen lassen. Der FCS verfügt ebenfalls über solche Spieler. Dominik Ernst, Minos Gouras und Julian Günther-Schmidt gehören zu den fleißigsten, Tobias Jänicke zählt zu den präzisesten Flankengebern der Liga. Gouras schwächelte allerdings zuletzt, was viele auf seinen auslaufenden Vertrag zurückführten, der für Unruhe sorgte. Vor wenigen Tagen nun wurde der Wechsel des 23-Jährigen zum Zweitligisten Regensburg bekanntgegeben.

Koschinat switcht gerne: Saarbrückens Trainer Uwe Koschinat ist sehr variabel, was die Grundformation seiner Startelf angeht. Gegen Mannheim zuletzt setzte er auf ein 3-4-1-2, wie es auch die Roten Teufel in den jüngsten beiden Partien praktizierten. Davor gegen 1860 München bevorzugte Koschinat ein 4-2-3-1, und der Wechsel zwischen diesen beiden Grundordnungen lässt sich auch weiter zurückverfolgen. Gut möglich, dass der FCS-Coach gegen Kaiserslautern wieder auf die Variante mit zwei offensiven Flügelspielern zurückgreift, um die Dreierkette des FCK auseinander zu ziehen.

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Sonntag, 14:00 Uhr: 46.895-mal volle Pulle für den FCK (Der Betze brennt)

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