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Terrence Boyd über seine schwierigste Woche beim FCK

Terrence Boyd über seine schwierigste Woche beim FCK


Terrence Boyd hat zurzeit keinen Stammplatz und sein Vertrag läuft am Saisonende aus. Klar, dass da zwischendurch mal das Kopfkino angeht. Im DBB-Interview spricht der letztjährige Topscorer über seine Gegenwart und Zukunft beim 1. FC Kaiserslautern.

Er habe letzte Woche viele Gespräche geführt, mit dem Verein, mit der Familie, erzählt Terrence Boyd. Ins Detail geht er nicht, aber der Zeitpunkt dürfte kein Zufall sein: Vergangene Woche endete die Transferperiode und nach Informationen von Der Betze brennt gab es eine Anfrage aus dem Ausland für den 32-jährigen Publikumsliebling. Auch das bestätigt Boyd mit keinem Wort, klar, denn über Transfergerüchte und -details redet ja grundsätzlich keiner am Betze. Und das Ergebnis der nachdenklichen Tage ist sowieso für jeden offensichtlich: Der mit 13 Treffern beste FCK-Torschütze der letzten Saison spielt weiter für die Roten Teufel und wird sicher noch die eine oder andere Bude folgen lassen. Wir haben mit Terrence Boyd über den Saisonstart seiner Mannschaft, seinen neuen Sturmkonkurrenten - oder -partner? - Ragnar Ache sowie über seine kurz- und mittelfristige Zukunft in Kaiserslautern gesprochen.

Drei Fragen und drei Antworten mit Terrence Boyd:

Der Betze brennt: Terrence Boyd, der FCK hat zum Auftakt zwei Niederlagen kassiert, ist jetzt aber mit dem Weiterkommen im Pokal und drei Siegen in der Liga mehr als nur zurück in die Spur gekommen. Wie bewertest Du den Saisonstart Deiner Mannschaft?

Terrence Boyd (32): Nehmen wir das letzte Spiel gegen Nürnberg: Die ersten zehn Minuten hatten wir nicht so den Zugriff. Da dachtest du dir phasenweise: "Okay, das wird ein langer Abend." Dann sehen wir zwei Sonntagsschüsse an einem Samstagabend, das war von beiden Schützen überragend. Auch das dritte Tor, die Sahneflanke von Tymo Puchacz und dann Ragnar Ache, wie hoch er springt, Bumm, Schon steht es 3:0! Das war einfach geil. Sicher war auch etwas Glück dabei, aber es ist nicht so, dass wir uns den Sieg nicht verdient hätten. Am Ende des Tages spielen wir Ergebnisfußball. Schön und gut, wie viel Ballbesitz andere haben: Wir gehen effizient nach vorne und fackeln nicht lange. Es war wichtig für das Momentum, dass wir nach dem schweren Auftaktprogramm und den unglücklichen Niederlagen direkt die Kurve bekommen haben. Die Punkte nimmt uns schon mal keiner mehr weg und wir haben ein solides Fundament gelegt, gerade im Hinblick auf die Länderspielpause. Die Arbeit hört aber nicht auf, wir wollen weiter besser werden und sind auf einem guten Weg.

Der Betze brennt: Du selbst hast nach gutem Start in die Saisonvorbereitung die entscheidende Phase Mitte Juli verletzungsbedingt verpasst. Zwar warst Du beim DFB-Pokal in Koblenz mit zwei Treffern der Mann des Tages, hast aber in der Liga noch einen schweren Stand, auch weil Dein neuer Sturmpartner Ragnar Ache fast in jedem Spiel trifft. Bisher warst Du beim FCK immer unangefochten - wie gehst Du nun mit dieser neuen Situation um?

Boyd: Für mich geht es darum, noch fitter zu werden, in der Länderspielpause weiter Körner zu sammeln und mich zu zeigen. Eines ist doch ganz klar: Es gibt aktuell für den Trainer keinen Grund, groß etwas zu verändern. Das haben wir gegen Nürnberg gesehen. Es funktioniert, wir gewinnen, und das steht über allem. Die vergangene Woche war in meinem Kopf natürlich auch etwas hektisch, aber nach ein paar Tagen mit vielen Gesprächen im Verein und mit der Familie habe ich gemerkt, dass das ein Prozess ist, den ich jetzt einfach mal durchmachen muss. Nun bin ich aktuell eben etwas hintendran. Klar schiebst du zunächst Frust und denkst dir: "Scheiße, ich spiele nicht." Aber es geht doch nicht um Terrence Boyd, es geht um den FCK. Es hat einen die ersten Male etwas gekränkt, nicht dabei zu sein, das war mental auch nicht einfach, aber dann sagt man sich: Guck, dass du deinen Teil dazu beiträgst, die Jungs zu unterstützen, das Niveau hochzuhalten und sich so dann vielleicht mittelfristig wieder für die Startelf zu empfehlen. Ich habe es im vergangenen Jahr schon oft gesagt: Der FCK wird langfristig und dauerhaft irgendwann wieder in der Ersten Liga landen. Ob mit mir oder ohne mich, das weiß ich nicht. Aber er wird dort wieder landen. Und das steht über allem, auch wenn du persönlich natürlich den Anreiz hast, in der Startelf stehen zu wollen. Aber mit welcher Berechtigung soll ich denn gerade von Beginn an spielen? Ragnar trifft in jedem Spiel, der Junge macht das super. Vielleicht ergibt sich ja mal die Situation, dass wir es austesten, mit zwei Kanten zu spielen.

Der Betze brennt: Der Vertrag, den Du damals beim FCK in der 3. Liga unterschrieben hast, läuft noch bis zum Ende dieser Saison. Wie siehst Du Deine Rolle in der Mannschaft und wie schaut Deine Zukunftsplanung aus?

Boyd: Das Team hat sich im Vergleich zum Vorjahr qualitativ verbessert. Es gibt immer Härtefälle im Fußball. Aber das ist banal, wenn man das Gesamtbild betrachtet. Jeder Einzelne muss gucken, wie er mit der Situation umgeht. Auch ich war ein paar Tage unzufrieden, aber das hat sich jetzt gelegt. Ich nehme die Situation an und gebe Gas, damit das Trainer-Team irgendwann im Büro sitzt und sagt: "Scheiße, der muss jetzt irgendwie spielen." Aber dafür muss ich mich zeigen und auch alle anderen müssen sich zeigen. Selbst wenn ich jetzt wieder 100 Prozent fit wäre, würde ich selbst gerade keinen Grund sehen, etwas zu verändern. Es gilt für mich jetzt, das zu tun, worin ich eigentlich sehr schlecht bin: Ruhe bewahren, geduldig sein. Ich weiß selbst nicht, ob ich das beherrsche, aber daran muss ich arbeiten (lacht). Meine Zukunftsplanung sieht so aus, dass ich mich auf jeden Fall in Rot mit dem FCK-Logo sehe. Aber das muss auch der FCK wollen. Du kannst ja nicht nur mit jemandem verlängern, weil er cool drauf ist, er muss schon auch weiter Fußball spielen können. Von mir gibt es auf jeden Fall Zeichen und es wurde auch schon vermittelt, dass es hier langfristig weitergehen soll - auch über das Karriereende hinaus. Das wäre schön. Die Gedanken und Gespräche gibt es, aber es ist noch nichts fix.

Quelle: Der Betze brennt

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