Neues vom Betzenberg

Fanreporter gesucht: Wählt die beste FCK-Story!

Endspurt bei der Fanreporter-Abstimmung! Noch bis Mitternacht am heutigen Sonntag könnt Ihr über die beste eingesendete FCK-Story abstimmen - wer wird unser Fanreporter beim Heimspiel gegen Schalke?

„Der Betze brennt“ und der DVAG TeamBlog suchen den Fanreporter für das Heimspiel des 1. FC Kaiserslautern gegen Schalke 04. Vergangene Woche haben wir Euch dazu aufgerufen, uns die Kurzgeschichte zu Eurem schönsten FCK-Erlebnis zu schicken. Eine Vielzahl an tollen Artikeln erreichte uns, da fiel die Entscheidung schwer!

Die Redaktionen von DVAG TeamBlog und „Der Betze brennt“ haben eine Vorauswahl der fünf besten Geschichten getroffen. Doch die endgültige Entscheidung liegt bei Euch! Auf „Der Betze brennt“ kann ab sofort über die beste FCK-Story und damit über den Fanreporter fürs Heimspiel gegen Schalke abgestimmt werden. Aus Fairnessgründen werden die Kurzgeschichten zunächst anonym veröffentlicht.

- Hier geht’s direkt zur Abstimmung

Die Abstimmung läuft bis einschließlich Sonntag, den 21. November 2010. Wir bedanken uns für die zahlreichen Einsendungen, wünschen viel Spaß beim Lesen und den Teilnehmern der Endausscheidung viel Erfolg!

Folgende fünf Geschichten zum Thema „Mein schönstes FCK-Erlebnis“ stehen zur Auswahl:

Geschichte 1:

Pizza, Pommes, Bellinghausen

„Lass und noch schnell ne Pizza im Edeka holen“, sagte ich meinem Kumpel, der nach einem ereignisreichen Samstagnachmittag erschöpft wirkte und endlich zur Ruhe kommen wollte. So fanden wir uns wenige Minuten später an der Tiefkühltheke des Supermarktes wieder. Eine hitzige Diskussion entfachte zwischen uns, da man sich mal wieder nicht einig wurde was man essen sollte. Fertigpizza oder Pfannengericht?? Keine anderen Gedanken hatte ich in jenem Moment als ich nur kurz meinen Kopf anhob um drüber nachzudenken, ohne mich von Verpackungsbildern verführen zu lassen. Blitzschnell realisierte ich, dass der dabei an mir vorbeiflitzende junge Mann mit Frau und Einkaufswagen an seiner Seite kein gewöhnlicher Kreisligafussballer war. Ich war mir sicher, dass war die Nummer 16, das war Axel Bellinghausen. Versteckt unter seiner Designermütze machte er den Eindruck als hätte die Dame an seiner Seite ihn zum Einkaufen gezwungen. Gelangweilt und lustlos schien er es wohl über sich ergehen zu lassen um den Familienfrieden zu wahren.

Meine Probleme übers Abendmahl schienen auf einmal völlig belanglos und lächerlich. Ich brauchte die endgültige Gewissheit. Innerhalb von Millisekunden schaffte ich es meinen Kumpel zu überzeugen, dass die Pizza- und Pommesecke gerade ein verdammt schlechter Ort im Supermarkt sei. Er tat mir widerwärtig den gefallen und wir nahmen die Verfolgung auf. An der Fleischtheke wurde unsere Ausdauer belohnt. Während die Freundin an seiner Seite sich mit der Fleischverkäuferin über die genaue Grammzahl diverser Wurstsorten austauschte, schien er mich tatsächlich aus einigen Trainingseinheiten, bei denen ich als Zaungast anwesend war, wiederzuerkennen. Mit grüßender Handbewegung und einem freundlichen „Hallo“ bestätigte er meine Vermutung schon aus der Distanz.

Schnell entwickelte sich ein unkompliziertes Gespräch, wo ich ihn natürlich auf seinen Wechsel nach Augsburg ansprechen musste. Meine Unterstellung, dass doch meistens die Spielerfrauen bei sowas ihre Hand im Spiel haben sorgte bei ihm für Heiterkeit. Er schaffte es jedoch mich zu beruhigen und nannte mir hierfür die wahren Gründe, die sportlicher Natur waren. Trotz meiner Konzentration auf unsere Unterhaltung spürte ich wie seine Freundin unruhig wurde und sich ihre Antipathie umgehend innerhalb von Sekunden in Hass auf mich umwandelte. Ihre Konversation mit der Dame hinter der Theke ging dem Ende entgegen. Die Frage ob es denn sonst noch was sein dürfte gab sie direkt an Axel weiter um uns beiden zu signalisieren, dass er wieder als Einkaufsassistent benötig wird. Empört eilte sie daraufhin alleine mit ihrem Einkaufswagen in Richtung Käsetheke. Mein schlechtes Gewissen wurde nun einfach zu groß. Welchen Ärger er wohl wegen mir bekommen würde??? Ich musste dem Ganzen nun endlich einen Schlusspunkt setzen und läutete das Gesprächsende mit Erfolgswünschen für seine Zukunft in Augsburg ein.

So war sie eben die Nummer 16. Eine Kampfsau mit jeder Menge Leidenschaft auf dem Platz…aber auch an der Fleischtheke!


Geschichte 2:

Der Stein der Rettung - oder 50 Cent für den Klassenerhalt

13 Mai 2008: Meine Frau und ich liefen bei strahlendem Sonnenschein die Promenade in Grömitz entlang, als mir ein kleiner, etwa vierjähriger Junge auffiel, der mit einem Plastikeimer auf einer Bank saß und die Passanten ansprach. Als wir an ihm vorbeigingen, fragte er mich, ob ich einen Stein kaufen wolle. „Was können Deine Steine denn“, wollte ich von ihm wissen. „Sie bringen Glück“, sagte er mit voller Überzeugung. „Das kann nicht schaden“, dachte ich vor dem Hintergrund des Abstiegsendspiels gegen die Kölner fünf Tage später und bitte ihn mir den Stein zu verkaufen, der das größte Glück bringt. „Am Sonntag“, erkläre ich ihm, „am Sonntag muss er ganz viel Glück bringen.“ Für 50 Cent erwarb ich einen Stein und steckte ihn in mein Portemonnaie…

Am 18. Mai fuhren mein Kumpel Dennis und ich dann die 580 Kilometer aus der Lüneburger Heide in Richtung Betzenberg. Pausenstand 0-0. Zu wenig...

Unmittelbar bevor Patrick Helmes in der 69. Minute den Pfosten traf, und der Ball kurz vor der Linie entlang trudelte, fragte Dennis mich, was denn mit meinem Stein los sei – schließlich würde es ja mal Zeit für ein Tor werden. „Der ist in meinem Portemonnaie“, antwortete ich ihm. „Was macht der denn da? Hol den raus!“ Gesagt, getan.

Als Bellinghausen beim Gegenangriff den Ball auf Höhe der Mittellinie in die Kölner Hälfte trieb, hatte ich ihn dann endlich in der Hand. Dann passierte das Unvorstellbare: Bello flankte, Mc Kenna traf den Ball nicht richtig – und Josh Simpson traf ins Netz. Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa! „Während sich fremde Menschen umarmten, hielt ich Dennis den Stein unter die Nase und brüllte immer wieder: „da ist das Ding, da ist das Ding“. Keine zehn Sekunden waren vergangen, als der 50-Cent-Kauf aus Grömitz zum Glücksstein mutierte.

Der Stein blieb die letzten zwanzig Minuten natürlich in meiner Hand, was das Klatschen zwar schwer möglich machte, aber es ging eh mehr ums Brüllen und Anfeuern. Das 2-0 von Ziemer, das einsetzende Fritz Walter-Wetter und der Schlusspunkt erneut durch Ziemer – alles mit dem „Stein der Rettung“ in der Hand.

Dass der seitdem einen Ehrenplatz in einer Glasvitrine in unserem Haus hat, versteht sich von selbst. Ich habe ihn seit dem 18. Mai 2008 nicht mehr mit zum Betze genommen. Aber eins ist klar: Sollte es am 34. Spieltag ein Endspiel um den Klassenerhalt gegen Werder Bremen geben, bin ich natürlich dabei – mit dem Stein; und der ist dann von Anfang an in meiner Hand.


Geschichte 3:

Bayern. Lautern. 27.8.2010

Ein gemütlicher Fahrradausflug war es nicht, unsere Tour mit dem Rad von München nach Lautern. Im Gegenteil. Aber unvergesslich. Unvergesslich schön... Am 21. August geht es los im Münchner Westen. Wir genießen die ersten Stunden am Rad, feiern den Sieg gegen Köln. „Wir sind die Lautrer!“, singen wir. Wer uns sieht hält uns wohl für komplett verrückt. Vielleicht sind wir das. Ein bisschen. Aber wir haben ein Ziel: das 1. Heimspiel des FCK.

Endlich 1. Liga. Die Bayern kommen. Wie passend... Und dann - der 2. Tag: 33 Grad im Schatten. Ich habe Kopfschmerzen von der Hitze und Anstrengung und am ganzen Körper eine Sonnenallergie. Ich sehe aus wie Freddy Krüger mit Windpocken. 24 Stunden später: Hagel, Regen, Sturmböen. Die Kleidung klebt am Körper. Kilometerlange Abfahrten. Wir sehen kaum das Rad des Vordermannes. Es stürmt und donnert und blitzt. Die Nächte im Zelt, am Campingplatz... Morgens fönen wir die Trikots. Aus unsren Turnschuhen tropft das Wasser vom Vortag. Statt warmer Badewanne gibt es kühle Nasszellen und offene Kabinen. Ich bin froh, wenn die Spinnen die Dusche vor mir verlassen haben. Gott sei Dank riechen wir alle gleich erbärmlich. Alles tut weh, aber...der Betze ruft..

Der 4. Tag. Wir fahren seit Stunden. Ich habe Hunger. Mir ist schwindlig. Ich bin genervt. „ Zick hier nicht rum!“, kommentieren die andren. Das nervt mich noch mehr. Ich will jammern und ich will zickig sein. Ich könnte heulen. Vor Wut. Vor Ärger. Weil ich nicht mehr mag und kann und überhaupt. „Lautrer geben niemals auf“ tönt es in meinem Kopf - den ganzen Tag und nachts im Schlaf. Nonstopp. „Willkommen in der Hölle“, wäre wohl die passendere Alternative für den Moment...

Kilometer 570. Wir sind da. Die Erleichterung am Ziel zu sein ist uns sichtlich anzumerken. Wir lachen, wir strahlen und singen. „Ole ole, ole ola die roten Teufel sind ganz wunderbar...“ Mit einem Hochgefühl fahren wir ins Stadion ein. Wir überreichen Marco Haber den Scheck. 3320 Euro für einen guten Zweck haben wir gesammelt während der Tour, der Tortour. Als das Spiel läuft, das 1. Tor für Lautern fällt, habe ich das Gefühl abzuheben. Beim 2:0 kommt es mir vor als würde ich schweben. Im Himmel. In der Hölle - dem Himmel der Teufel. Wir lachen. Wir weinen. Wir feiern und singen und tanzen. Die ganze Anspannung, die ganze Anstrengung der letzten Woche singen wir weg, schreien wir weg, tanzen wir weg, winken mit Taschentüchern. Und fast muss ich wieder heulen. Weils so schön ist zur Abwechslung. So viele Emotionen in so kurzer Zeit... Verzweiflung und Schmerz, Selbstüberwindung und Glücksgefühle, Wut und Erfolg und am Ende diese überwältigende Freude.

Als mich der Flutlichtreporter frägt, wie ich mich nun fühle, weiß ich nicht recht, wie ich dieses Glücksgefühl in Worte fassen soll. „Unbeschreiblich“. Einfach. Vielleicht denkt der eine oder andere ich wäre verrückt. Vielleicht denke ich mir das selbst manchmal. So weit zu fahren wegen einem Fußballspiel? Glücklich zu sein wegen einem Tor? Ist das verrückt? Bin ich verrückt? Ist man verrückt, wenn man Lauternfan ist? Oder ist man Lauternfan, WEIL man verrückt ist? Vielleicht ist es so – ein bisschen zumindest. Aber vielleicht muss man das sein, denn vielleicht weiß man nur als FCK-Fan, was es heißt so zu leiden und doch immer wieder so glücklich zu sein. Wie am 27. August. Und selten hüpfte mein Herz so vor Freude, wie an diesem Tag, als wir gesungen haben: „Unsre Heimat, unsre Liebe....“ Was noch nicht mal ganz stimmt. Meine „Heimat“ ist es nicht. Aber ...meine Liebe.


Geschichte 4:

Zurück, wo ich hingehöre

25. April 2008: Seit nunmehr 2 Jahren hatte ich es aufgrund eines Auslandsaufenthaltes nicht mehr auf den Betzenberg geschafft. 2 Jahre, in denen ich die Qualen der 2. Liga aus der Ferne erleiden musste. 2 Jahre, in denen mir auch von britischen Freunden immer die Frage gestellt wurde, wie es denn sein könne, dass dieser große Verein, den sie „natürlich auch kannten“ so abgerutscht sei.

Doch an diesem 25. April musste es einfach wieder sein. Ich war zurück in Deutschland und allein schon mein Gewissen hätte es mir nicht erlaubt auch in dieser Saison ganz ohne Stadionbesuch auszukommen. Auch wenn es gute Gründe für mein Fehlen in der vergangenen Monaten gab, den Klub in dieser tiefsten Krise der Vereinsgeschichte nicht auf dem Betze vor Ort unterstützen zu können, hatte mir mehrfach Kopfschmerzen bereitet.

Es war nur 3 Wochen nach dem legendären Hoffenheim-Spiel. Kurz vor dem Spieltag sickerte durch, dass es noch Punktabzüge für die Konkurrenz geben sollte. Doch all das wäre nicht von Nutzen sollte es heute gegen Aachen eine Niederlage geben.

Meine lange Abwesenheit hatte mir aber zumindest eines erhalten: Meinen unbändigen Glauben daran, dass es so etwas wie eine Heimniederlage im Fritz-Walter-Stadion ja eigentlich nie geben kann! Bis heute gebe ich auf den Fahrten nach Kaiserslautern – nach einem Tipp gefragt – immer ein klares 5:0 für den FCK an. Nur deshalb, weil ich daran glaube!

Am Tag des Aachen-Spiels sollte dieser Glaube aber auf eine harte Probe gestellt werden. Nicht nur aufgrund der vorangegangenen Leistungen, sondern auch weil Nemeth schon nach 2 Minuten für Aachen traf. Wie würde die Kurve reagieren? Hatten diese 2 Jahre, bei den Leuten, die sie komplett mitmachen mussten, Spuren hinterlassen? Hatte mein FCK nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz Schaden genommen?
Es dauerte keine 15 Sekunden bis die Reaktion kam. Es war die Reaktion, die ich noch von früher kannte. „Gegentor? Na und? Ihr gewinnt hier trotzdem nicht! Niemals!“ Alles wie immer. Der Betze begann wieder zu beben. Und er bewies wieder einmal, dass dieser Verein erst dort anfängt seine volle Kraft zu entwickeln, wo andere schon längst dem Untergang geweiht sind. Getragen von der Westkurve, dann kurz vor der Halbzeit die erste Erlösung des Tages als Axel Bellinghausen die Kugel irgendwie im dritten oder vierten Versuch über die Linie stolperte. In diesem Augenblick wusste ich auch, dass dieses Spiel noch gewonnen wird. Wie immer halt! Betzenberg! Wie hatte ich diese Momente vermisst! Im Stadion zu stehen mit diesem Gefühl zu wissen, dass egal was da unten auf dem Rasen passiert, am Ende siegt der FCK!

Den Deckel drauf machen sollte später Marcel Ziemer, nicht aber ohne uns noch einmal kräftig zittern zu lassen, als er bei seinem Lauf in Richtung Tor nicht die erste, die zweite oder die dritte Chance zum Abschluss nutzte, sondern erst die allerletzte. Aber auch das gehört eben in Lautern dazu. Ein bisschen Drama ist immer!

Dann Schlusspfiff! Mein Comeback geglückt. Doch das eigentlich bedeutende war für mich an diesem Tag etwas anderes: Was mich an diesem Tag auf den Betze getrieben hatte war nicht der Sport, es war nicht das Event. Es war nur der Gedanke, dass ich meinen Verein in dieser Situation nicht alleine lassen konnte. Ich musste dabei sein. Und genau da wurde mir erst klar, wie sehr dieser Verein ein Teil von mir geworden war und wie sehr ich – egal wie weit entfernt – immer ein Teil dieses Vereins sein werde.

Die Punkte waren eingefahren! Der FCK war zurück im Kampf um den Klassenerhalt! Und ich war zurück, wo ich hingehörte!


Geschichte 5:

Der 18. Mai 2008 - oder „Große Dinge sind immer mit großen Gefahren verknüpft"

Als ich kürzlich dieses mehr als zwei Jahrtausende alte Zitat des Perserkönigs Xerxes I. las, erinnerte mich das unweigerlich an eines meiner größten Erlebnisse als Fußballfan: Den Klassenerhalt des FCK am letzten Spieltag der Zweitligasaison 2007/2008. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern wie viele Spieltage sich mein Verein der Gefahr eines Abstiegs in die Drittklassigkeit ausgesetzt sah – Gefühlt waren es zu viele. Ich hatte noch nicht all zu lange Zeit meine Dauerkarte und hatte sicherlich mit allem gerechnet, jedoch nicht mit einer solchen Situation: Am Ende der Saison schien es vernünftiger künftig Spiele gegen Sandhausen, Saarbrücken & Co. zu sehen, als gegen gestandene Zweitligavereine – An die erste Liga dachte niemand. Mehr noch – Nicht wenige befürchteten den totalen Exitus des Profifußballs in Kaiserslautern. Sprüche meiner Platznachbarn wie „Do geh’n die Lichter aus!“ oder „Dann is zappe in Lautre!“ hielt man zu Beginn der Saison für hoffnungslose Spinnerei, zur Winterpause für unverbesserlichen Pessimismus und zum 34. Spieltag für ein greifbar nahes Schreckenszenario.

Realistisch betrachtet war der FCK am Tiefpunkt. Doch in dieser dunkelsten Stunde zeigte sich wahrhaftige Stärke. Das Fritz-Walter-Stadion war ausverkauft. Der 1. FC Köln, designierter Aufsteiger in die erste Fußballbundesliga, war zu Gast. Wer die Quoten in Wettbüros oder die Prognosen in den Sportgazetten studierte sah die Vernunft abermals gegen den FCK. Doch was wäre Fußball, was wäre der Betzenberg, was wäre die Westkurve wenn Vernunft regiere? Und so bäumte sich ein ausverkauftes Stadion mit brennendem Eifer gegen das was viele erwarteten. „Unzerstörbar“ skandierte die Westkurve. Die erste Halbzeit gegen die Kölner Gegner wirkte noch eher zerbrechlich. Doch dann kam die zweite Halbzeit und damit beginnen 45 Minuten, die sich so intensiv in mein Gedächtnis einbrannten wie kaum etwas, das ich bisher erleben durfte. Nach einer Flanke des energischen Axel Bellinghausen traf Josh Simpson eiskalt zum 1:0! Die ängstliche Stimmung auf den Rängen riss plötzlich auf und ein Fanal unendlicher Begeisterung und Freude ging durch die Kurven. Nur Wenige rechneten zu diesem Zeitpunkt mit einem Treffer der Roten Teufel und umso mehr ließen ihren Emotionen nun freien Lauf. Lautern spielte nun wie ausgetauscht. Als in den folgenden Minuten die ersten Regentropfen vom Himmel fielen und sich diese schließlich wolkenbruchartig über dem Spielfeld ergossen begannen Momente von magischer Bannkraft. Horst Schömbs sprach aus was viele dachten: „Fritz Walter schickt uns seinen Segen!“. Noch heute bekomme ich Gänsehaut, wenn ich mir diesen Moment ins Gedächtnis rufe. Marcel Ziemer gelangen in der Folge zwei Treffer, die die ganze Pfalz erlösten und Fußball-Deutschland eine ihrer traditionsreichsten Mannschaften erhielt.

Der 1. FC Kaiserslautern ist gewiss Club mit vielen Höhepunkten in der Vereinshistorie. Die gewonnenen Meisterschaften, die errungenen Pokale oder geschichtsträchtige Triumphe an die sich jeder gern erinnert. Die Zeit, die zum „Herzblutfinale“ im Mai 2008 führte gehört ganz sicher nicht zu jenen glorreichen Tagen. Gleichwohl aber bleiben es unvergessene Tage. Unvergesslich deshalb, weil „große Dinge mit großen Gefahren“ verknüpft sind. Und die Gefahr war gigantisch groß vor der die junge Mannschaft der Lautrer an diesem Tag stand. Das macht den Erfolg umso größer und diesen Tag umso legendärer. Freilich sind wir FCKler stolz auf unseren Rekord als einziger Bundesligaaufsteiger sofort Meister geworden zu sein! Doch glaube ich, dass dieser Moment in seiner Bedeutung für den Verein gleichauf steht. Es war keine große Eroberung, die den Spielern in diesen Tagen gelang. Es war viel mehr. Es war die Verteidigung und der Erhalt des Lebens und des Geistes dieses Clubs. Daher war Stefan Kuntz kein großes Orakel als er der Mannschaft mit Blick auf die letzten Spiele versicherte: „Ihr könnt Helden werden!“ – Kuntz behielt Recht. In diesem Spiel sah Kaiserslautern dem drohenden Debakel ins Gesicht, um ihr siegend zu entfliehen und damit aufzubrechen in eine erfolgreichere Zukunft. Dieser schicksalsträchtige Wendepunkt ist für mich mein „schönstes FCK-Erlebnis“, da wahrhaft Großes in einer wahrlich dunklen Stunde geleistet wurde.

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- DBB und DVAG suchen den FCK-Fanreporter (Der Betze brennt, vom 11. November 2010)
- DVAG TeamBlog

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