Spielbericht: Holstein Kiel - 1. FC Kaiserslautern 2:1

Lautern steht im Regen

Lautern steht im Regen


Der 1. FC Kaiserslautern wartet weiter auf den ersten Sieg in der 2. Bundesliga. Beim Aufsteiger Holstein Kiel kassieren die Roten Teufel in letzter Sekunde einen Gegentreffer, der für pure Fassungsloskeit sorgt.

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Mit dem Ziel, endlich den ersten Sieg einzufahren, war der FCK an die Kieler Förde gereist. Rund 1.200 Fans hatten ihre Mannschaft auf dieser Mission begleitet, teils sogar schon am Vorabend für ein stimmungsvolles Heimspiel in der Innenstadt gesorgt. Am Spieltag selbst waren sogar höhere Mächte um Unterstützung bemüht, denn fast das ganze Spiel über schickte der Himmel Fritz-Walter-Wetter runter.

All das schien aber nicht zu helfen, die regenerprobten Kieler nämlich wussten sich bei den nassen und rutschigen Bedingungen ebenso gut zurechtzufinden wie die Gäste aus der Pfalz. Schuld am aus Sicht der Lautrer bitteren Spielausgang hatte das allerdings nicht. Vielmehr war es mal wieder eine Verkettung von Pech, Unfähigkeit und falschem Timing, dass den FCK am Ende um wenigstens einen Punkt brachte.

Es schienen sich alle Kräfte gegen den FCK verschworen zu haben: Die letzte Sekunde der Nachspielzeit, ein Eigentor, ein machtloser Torhüter und eine groteske Flugbahn des Balls sorgten für die kalte Dusche der Lautern-Fans, die im nicht überdachten Gästeblock des Holstein-Stadions gefühlt und tatsächlich im Regen standen.

"Wir fragen uns, was wir eigentlich verbrochen haben"

Was wohl viele dachten, sprach Norbert Meier später aus und haderte mit den höheren Fußballgöttern: "Wir fragen uns, was wir eigentlich verbrochen haben." Seinen Spielern ging es nicht anders. Marius Müller wütete, Stipe Vucur rang um Worte, Daniel Halfar zeigte sich tief enttäuscht. Auf dem Platz gingen die Blicke der Roten Teufel nach dem Last-Minute-K.O. ins Leere. "Ich habe es gar nicht gecheckt. Es ist bitter, wenn die anderen feiern und du steht da und weißt gar nicht, warum du verloren hast", formulierte Patrick Ziegler seine Gedanken. "Ich hatte nicht das Gefühl, dass Kiel noch wollte. Die wissen selbst nicht, warum sie gewonnen haben."

Die meisten der 10.837 Zuschauer, die an diesem Tag ins mit manch charmant-uriger Ecke ausgestattete Holstein-Stadion gekommen waren, interessierte das Zustandekommen natürlich wenig. Dem Heimpublikum war die Freude über das Spiel gegen den "ehrwürdigen 1. FC Kaiserslautern", wie die Gastgeber auf ihrer Website schrieben, ohnehin die ganze Zeit anzumerken. Nach den eher wenig stimmungsvollen Auftakt-Heimspielen gegen Sandhausen und Fürth war die Atmosphäre während der Partie fast durchgehend gut. Nicht nur die Hintertor-Tribüne, auch die Haupt- und Gegengerade beteiligte sich am Support, stieg auch in Wechselgesänge ein und trieb den Aufsteiger an.

Rot-weiße Regenschirme im Gästeblock

Allemal sehen lassen konnte sich da aber auch der Gästeblock, wo die meisten mitgereisten FCK-Fans ihren Platz gefunden hatten und von Ordnungsdienst sowie Polizei freundlich empfangen wurden. Zu Beginn gaben die Lautrer Schlachtenbummler hinter einer kleinen Choreographie unter dem Motto "We love Saturdays" - organisiert vom "Pfalz Inferno" als Gegenstück zur bekannten Protestaktion "We don't like Mondays" - ein geschlossenes Bild ab. Mit vielen Schwenkfahnen, Luftballons, Konfetti und passend zum Wetter einigen rot-weißen Regenschirmen wurde den Jungs vom Betze gehuldigt. Insgesamt gestaltete sich der Support in der nur wenige Stufen umfassenden Hintertorkurve aber nicht so einfach.

Als sich der FCK im Laufe der ersten Hälfte ein Chancenplus erspielte, wuchs dennoch auch die Stimmung im Lautrer Bereich - und fand kurz vor Schluss einen unerwarteten Dämpfer. Neuzugang Sebastian Andersson verlor den Ball, am Ende eines Kieler Konters traf Steven Lewernz im Gegenzug zum 1:0 (43.).

Meier lobt die Moral seiner Elf

Doch immerhin: Seine Mannschaft habe Moral bewiesen, wie Meier später ausdrücklich lobte. Trotz zum Teil ungewohnter Aufstellung (zudem suspendierte der FCK-Cheftrainer Lukas Spalvis für ein Spiel, offiziell aus disziplinarischen Gründen) schlugen die Pfälzer zurück.

Zwar benötigten die Meier-Schützlinge nach dem Pausenpfiff, während sich im Gästeblock die letzten Schwaden einiger bunter Rauchtöpfe verzogen, etwas Anlaufzeit. Dann machte Andersson seinen Patzer im ersten Durchgang wieder gut und erzielte aus kurzer Distanz den Ausgleich, der am Ende doch nicht zum Punktgewinn reichte - ein bisschen auch der Tatsache geschuldet, dass der FCK mehr auf Verwalten als auf Angriff geschaltet hatte. "Ich denke, das 1:1 wäre für uns verdient gewesen", sagte Meier und riet der vom Regen durchnässten Mannschaft und den Fans: "Jetzt heißt es sich schütteln und weitermachen. Das ist das einzige, was uns bleibt."

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

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